Kontenrahmen: Definition, Arten + Aufbau
Warum gibt es Kontenrahmen? + Welche Kontenrahmen gibt es und welchen soll ich nehmen?
Inhalt:
Was ist ein Kontenrahmen?
Kontenrahmen sind ein systematisches Verzeichnis mit einer einheitlichen Gruppierung aller Buchhaltungskonten. Der Kontenrahmen wird für einen bestimmten Wirtschaftszweig (Branche) aufgestellt. Die Zusammensetzung und Reihenfolge der einzelnen Konten unterscheiden sich von Branche zu Branche (Kontengruppen für Erlöse und Aufwendungen, Anlage- und Umlaufvermögen oder Summen- und Saldenvorträge). Daher gibt es verschiedene Kontenrahmen, die auf bestimmte Wirtschaftszweige bzw. Branchen zugeschnitten sind. Damit sollen Buchungen von gleichen Geschäftsvorfällen vereinheitlicht und zwischenbetriebliche Vergleiche ermöglicht werden.
Der Organisations- und Gliederungsplan der Konten (Kontenrahmen) darf nicht mit dem Kontenplan verwechselt werden. Der Kontenrahmen ist eine Vorlage und Orientierungshilfe für die Erstellung eines Kontenplans. Der unternehmensindividuelle Kontenplan basiert also auf einem Kontenrahmen und wurde an die speziellen Bedürfnisse des Unternehmens angepasst. Der Kontenrahmen dient also als Richtlinie und Empfehlung für die Aufstellung eines konkreten Kontenplans in einem Unternehmen. Überflüssige Buchführungskonten werden gestrichen und fehlende hinzugefügt.
Die tatsächlich in einem Unternehmen geführten Konten sind in einem Kontenplan schriftlich festzuhalten. Die Zahl der im Unternehmen nach dem Kontenplan geführten Konten ist wesentlich größer als die Posten, die später im Jahresabschluss ausgewiesen werden. Daher ist es erforderlich, dass die Salden auf den Konten der Finanzbuchhaltung nach einem vorher festgelegten System des Kontenrahmens zu den Jahresabschlussposten zusammengefasst werden können. Die Kontenrahmen können branchen- oder unternehmensformspezifisch unterschiedlich sein.
Das Kontieren von Belegen wie auch in der Vorbereitung der Abschlussarbeiten - anders im Einrichten der Buchführung und in der Aufstellung des Jahresabschlusses selbst- ist nur eine routinemäßige Verwaltungsarbeit, die im Regelfall nicht durch besondere rechtliche Erwägungen geprägt sind, sondern durch einen bereits vorgegebenen Kontenrahmen bestimmt werden. Sind die zugrundeliegenden Sachverhalte überwiegend einfach gelagert und wiederholen sie sich im Laufe der Zeit ständig in gleicher Weise, handelt es sich nicht um eine "sonstige ähnliche Leistung" i.S. des § 3a Abs. 4 Nr. 3 UStG (BFH-Urteil in BFH/NV 2012, 1336, unter II.2.b).
Werden innerhalb verschiedener Bereiche des DV-Systems oder zwischen unterschiedlichen DV-Systemen differierende Ordnungskriterien verwendet, so müssen entsprechende Zuordnungstabellen (z. B. elektronische Mappingtabellen) vorgehalten werden (z. B. Wechsel des Kontenrahmens, unterschiedliche Nummernkreise in Vor- und Hauptsystem). Dies gilt auch bei einer elektronischen Übermittlung von Daten an die Finanzbehörde (z. B. unterschiedliche Ordnungskriterien in Bilanz/GuV und EÜR einerseits und USt-Voranmeldung, LSt-Anmeldung, Anlage EÜR und E-Bilanz andererseits). Sollte die Zuordnung mit elektronischen Verlinkungen oder Schlüsselfeldern erfolgen, sind die Verlinkungen in dieser Form vorzuhalten.
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Erfordernis eines Kontenrahmens
Ein Unternehmen bestimmt grundsätzlich nach seinen individuellen Bedürfnissen die Art und die Anzahl der Konten, die es in der Finanzbuchhaltung benötigt. In der Praxis der Unternehmensführung gibt es meist relativ viele zu führende Konten. Um in diese Vielzahl von Konten eine Ordnung zu bringen, werden Kontenrahmen definiert. Mit dem Kontenrahmen kann die Buchhaltung einheitlich und schematisch in einem vorgegebenen Ordnungssystem organisiert werden. Dies vereinfacht der Buchhaltung auch, die GoBS zu beachten.
Inhalt des Kontenrahmens
Die in einem Unternehmen verwendeten und verwendbaren Kontennummern und die dazugehörige Kontenbezeichnungen werden in einem Kontenrahmen im Überblick dargestellt. Dabei werden in der Regel bestimmte Konten nach bestimmten Kriterien zu Kontenklassen zusammengefasst.
Der Kontenrahmen ist dabei eine wichtige Grundlage der EDV-Buchführung, denn er enthält auch die Kontenstammdaten, die für die Steuerung der Datenverarbeitung verantwortlich sind. Je nach System lassen sich die vom Programm den Kontennummern automatisch beigestellten Kontenbezeichnungen individuell - auch auf die jeweilige Branche abgestimmt - verändern und gestalten.
Auch die im Kontenrahmen ausgewiesenen Funktionen einzelner Konten, die z.B. für die Verarbeitung der Umsatzsteuer von Bedeutung sind, lassen sich systembedingt grundsätzlich verändern. Alle Veränderungen dieser Art sind unter Beachtung der GoBS zu dokumentieren. Dem Kontenrahmen können in der Regel auch Informationen über programmtechnische Besonderheiten entnommen werden, u.a. hinsichtlich bestimmter Programmverbindungen (z.B. Ausweis von Konten, die zur Gewinn- und Verlustrechnung gehören oder die automatische Verarbeitung bestimmter Konten für die Ermittlung von Steuerrückstellungen, Zuodnung der Konten zur E-Bilanz usw.)
Der Aufbau von Kontenrahmen
Jedem Konto ist eine mehrstellige Kontonummer zugeordnet. Die Ziffern der Kontonummer entsprechen der Position und Funktion des Kontos innerhalb des Kontenrahmens. Die Reihenfolge der Konten richtet sich entweder an den Abläufen bzw. Prozessen (Prozessgliederung) innerhalb eines Unternehmens oder an den gesetzlichen Vorgaben für den Jahresabschluss (Abschlussgliederung) aus. Die Nummer für die Kontenklasse steht an erster Stelle. Die Kontenrahmen haben bis zehn Kontenklassen, die von 0 bis 9 nummeriert sind. Kontenklassen sind Bestandskonten (Aktiva und Passiva), Umlaufvermögen, Anlage- und Kapitalkonten. An zweiter Stelle der Kontonummer steht die Kontengruppe. An dritter Stelle stehen die Untergruppen. An vierter Stelle steht die Nummer des Kontos. Diesen vier Nummern können bei Bedarf weitere Nummern hinzugefügt werden.
Welche Kontenrahmen gibt es?
Je nach Branche gibt es unterschiedliche Kontenrahmen. Grundsätzlich lassen sich drei Kontenrahmen unterscheiden:
- Kontenrahmen des Einzelhandels
- Kontenrahmen des Großhandels
- Kontenrahmen der Industrie
In der Praxis wird sehr häufig mit einem der beiden weit verbreiteten Kontenrahmensysteme "Industriekontenrahmen" (IKR) bzw. "Gemeinschaftskontenrahmen" (GKR) gearbeitet.
IKR
Der IKR wurde vom Bundesverband der deutschen Industrie entwickelt und orientiert sich in seinem Aufbau am Jahresabschluss (aktive Bestandskonten, passive Bestandskonten, Erträge in der Gewinn- und Verlustrechnung, Aufwendungen in der Gewinn- und Verlustrechnung). Eine gekürzte Darstellung der Konten des IKR ergibt sich aus der Übersicht Kontenrahmen - IKR .
GKR
Der GKR industrieller Verbände ist nach dem Prozessgliederungsprinzip aufgebaut, d.h. die Kontenklassen spiegeln den Prozess der Leistungserstellung und der Leistungsverwertung wieder. Er ist noch immer sehr weit verbreitet und wird u.a. von den Anwendern des Buchführungssystems der DATEV eG als SKR 03 genutzt.
Eine gekürzte Darstellung der Konten des GKR ergibt sich aus der Übersicht
Kontenrahmen - GKR
der Kontenklassen des IKR und des GKR
Kontenklasse |
IKR |
GKR |
---|---|---|
0 |
Konten der immateriellen Vermögensgegenstände/Sachanlagen |
Anlage- und Kapitalkonten |
1 |
Finanzanlagen |
Finanz- und Privatkonten |
2 |
Umlaufvermögen/aktive Rechnungsabgrenzung |
Abgrenzungskonten/neutrale Erträge und Aufwendungen |
3 |
Eigenkapitalkonten/Rückstellungen |
Wareneingangs- und Bestandskonten |
4 |
Verbindlichkeiten/passive Rechnungsabgrenzungen |
betriebliche Aufwendungen |
5 |
Ertragskosten |
Kostenstellen |
6 |
betriebliche Aufwendungen |
Herstellungskosten |
7 |
weitere Aufwendungen |
Bestände an Erzeugnissen |
8 |
Konten der Ergebnisrechnungen |
Erlöskonten |
9 |
Konten der Kosten- und Leistungsrechnungen |
Vortragskonten - statistische Konten |
Welchen Kontenrahmen soll ich für mein Unternehmen auswählen?
Der auszuwählende Kontenrahmen muss praktisch in der einzusetzenden Buchhaltungssoftware vorhanden sein. Buchhaltungssoftware (PC oder online) für Freiberufler, Kleingewerbe, GmbH und UGs bieten i.d.R. mehrere Kontenrahmen an. Unternehmen ohne eigene Rechnungswesen- und Steuerabteilung werden wegen des Jahresabschlusses und der Steuererklärungen mit einem Steuerberater zusammen arbeiten. Wegen der Zusammenarbeit mit Steuerberatern haben sich als Standard die Kontenrahmen von der DATEV eG durchgesetzt.
Die beiden am weitesten verbreiteten Kontenrahmen für Unternehmen in Deutschland sind die DATEV Standard-Kontenrahmen SKR 03 (Prozessgliederungsprinzip) und SKR 04 (Abschlussgliederungsprinzip). Die Standard-Kontenrahmen 03 und 04 richten sich an grundsätzlich an alle Unternehmen und sind somit nicht auf eine bestimmte Branche ausgerichtet. Darüber hinaus gibt es branchenspezifische Kontenrahmen. Einen Standard-Kontenrahmen für Freiberufler gibt es nicht. Diese können die allgemeinen Kontenrahmen SKR 03 und 04 verwenden und auf ihre individuellen Anforderungen entsprechend anpassen.
Welche DATEV-Standard-Kontenrahmen gibt es? + Online Konten Suche
In den Standardkontenrahmen (SKR) ist ein Verzeichnis der für die Unternehmen relevanten Buchhaltungskonten enthalten. In den verschiedenen Standardkontenrahmen sind alle Konten des Rechnungswesens enthalten, die für die jeweilige Rechtsform und Branche relevant sind.
Jedem Konto ist eine Kontonummer zugeordnet, die aus mindestens vier Ziffern besteht. Die Ziffern der Kontonummer entsprechen der Position und Funktion im SKR. So besteht jeder SKR immer aus zehn Kontenklassen. Die Kontenklassen sind von 0 bis 9 durchnummeriert. An erster Stelle steht die Nummer der Kontenklasse. Bei den Kontenklassen kann es sich beispielsweise um Bestandskonten (Aktiva und Passiva), um Konten des Umlaufvermögens oder um Anlage- und Kapitalkonten handeln. Die zweite Stelle der Kontonummer ist die Kontengruppe. Jeder Klasse von Konten sind zehn Kontengruppen zugeordnet. An dritter Stelle stehen die Kontengruppen, denen jeweils zehn Untergruppen zugeordnet sind. Die Nummer des einzelnen Kontos steht an vierter Stelle. Zusätzlich zu den vier Nummern ist es möglich, weitere Nummern zu vergeben.
Die beiden verbreitetsten Kontenrahmen für Unternehmen in Deutschland sind der Standardkontenrahmen SKR 03 und SKR 04. Die Standard-Kontenrahmen 03 und 04 richten sich an alle publizitätspflichtigen Unternehmen. Sie sind also nicht auf eine bestimmte Branche ausgerichtet. Die Unterschiede zwischen den beiden Standard-Kontenrahmen ergeben sich aus der Struktur der beiden Standard-Kontenrahmen:
- SKR 03 Prozessgliederungsprinzip: Die Kontengliederung orientiert sich an den Abläufen bzw. Prozessen (Leistungen erstellen und verwerten) innerhalb eines Unternehmens.
- SKR 04 Bilanzgliederungsprinzip: Die Reihenfolge der geführten Konten ist an den gesetzlichen Vorgaben für Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) orientiert.
Um den Unternehmen einen auf die Besonderheiten der jeweiligen Branche abgestimmten Kontenrahmen zur Verfügung zu stellen, bietet die DATEV neben den allgemeinen Standard-Kontenrahmen auch Kontenrahmen an, die auf Wirtschaftszweige und Tätigkeitsbereiche zugeschnitten sind. Branchenkontenrahmen sind z.B. auf die Bedürfnisse von Banken, Stiftungen oder Kfz-Betrieben zugeschnitten.
- SKR 45: Heime und soziale Einrichtungen (Pflege-Buchführungsverordnung (PBV))
- SKR 49 Vereine, Stiftungen und gemeinnützige Gesellschaften
- SKR 70 Hotel und Gaststätten
- SKR 80 Zahnärzte
- SKR 81 Arztpraxen
Kontenrahmen SKR 03 + 04 als PDF-Download
Der DATEV-Kontenrahmen steht kostenlos zum Download zur Verfügung. Für die Erstellung unternehmensspezifischer Kontenrahmen steht damit eine verlässliche und an die aktuelle Gesetzeslage angepasste Grundlage zur Verfügung.
Rechtsgrundlagen zum Thema: Kontenrahmen
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